Erfahrungsbericht | Nikon D700
Erfahrungsbericht | Nikon D700
Sonntag, 14. August 2011
Warum habe ich nicht auf den Nachfolger der D700 gewartet, die Kamera ist ja nun doch schon über zwei Jahre alt? Wieso habe ich mir nicht die D7000 gekauft oder gar eine D3s oder D3x? Fangen wir mit der leichteren Antwort an! Eine D3s oder D3x war mir schlichtweg zu teuer! Wäre mir das Geld egal, so hätte ich mir eine D3s gekauft. Schon etwas schwieriger ist die Frage warum ich nicht von der D90 auf D7000 aufgestiegen bin. Hat die D7000 doch zurzeit den neuesten und besten Sensor (2016-Pixel-RGB-Sensor) im Gehäuse versteckt! Nun, die D7000 hat keinen Vollformatsensor und sie kann nicht so individuell und personalisiert auf die eigenen Bedürfnisse eingestellt werden. Die schwierigste Frage ist allerdings, weshalb ich nicht auf den Nachfolger der D700 gewartet habe! Zum einem glaube ich, das vor einer D700s, D700x oder gar D800 eine z.B D400 oder D4 (Was bereits im Herbst 2011 der Fall sein dürfte) kommen wird die die D300s bzw. die D3s/x ablöst. Ein möglicher Nachfolger der D700 hätte sicher mehr Features, Megapixel und was sonst noch. Auch wenn diese dann den besseren Sensor verbaut haben wird, so denke ich, das aufgrund der höheren Anzahl von MP die Speichermenge proportional steigen wird.
Kommt man von der D90 so fallen euch sofort der größere Body und auch das höhere Gewicht auf. Nennt ihr auch ein 14-24 mm bzw. 24-70 mm von Nikkor euer Eigen, so dürft ihr nochmals ca. 1kg dazu rechnen! Für den einen oder den anderen dürften diese knappe 2,5 Kilo, rechnet man den SB800 auch noch dazu, ein nicht so unerhebliches Problem darstellen. Dank meiner körperlichen Statur (Schwarzenegger würde vor Neid erblassen) und der professionellen und somit perfekten Haptik ist dieser Nachteil für mich ohne Bedeutung.
Positiv: Anordnung der Knöpfe und Wahlräder, Material und Gehäuse liegt perfekt in der Hand Neutral: Eigene BKT-Taste fehlt (anderer Knopf kann damit belegt werden) Negativ: Multifunktionswähler ist zu schwammig, Sperre für den Kartenschacht fehlt Hinweis: Das Gewicht der Ausrüstung sollte beim Kauf eines Stativkopfes unbedingt berücksichtigt werden. Ich habe mir deshalb passend zu meinen Velbon Stativ den Kugelkopf QHD 61q angeschafft. Dieser ist für ein Gewicht bis 5,5kg konstruiert und bietet zudem einen perfekten halt.
Ein Kaufargument für mich war, das man Belichtungsreihen von bis zu 9 Bildern machen kann, was für die Erstellung eines HDR´s sehr nützlich ist. In Kombination mit einem Kabelauslöser habe ich die Aufnahmen für ein HDR in wenigen Sekunden in Kasten (Sofern der Dynamikumfang nicht 5EV überschreitet, in diesem Fall ist auch hier Handarbeit angesagt). Weshalb Nikon hier so konservativ denkt kann ich nicht verstehen, zumal dies nur eine Softwaregeschichte ist!
Dass die D700 standardmäßig nicht mittels IR-Fernauslöser (D90, ML-L3) ausgelöst werden kann mögt ihr anfangs als Nachteil empfinden. In der Praxis hat sich jedoch eine professionellere Lösung (Kabelfernauslöser kombiniert mit einem Funkfernauslöser) besser bewährt.
Für die meisten unter uns ohnehin nicht interessant aber erwähnen möchte ich es trotzdem. Auch nicht mit am Board sind die Profile Landschaft und Portrait, diese und auch noch andere können nachträglich installiert werden. Den Link dazu findet Ihr in meiner Linkliste – NEWS. Für meine RAW und JPEG Verarbeitung verwende überwiegend das Profile Neutral die ich individuell in der Kamera angepasst habe.
Kommen wir nun zum jenen Thema das wohl alle am meisten interessiert, der Bildqualität. Ist diese im Vergleich zu einer D90 wirklich so viel besser als dies als Kaufargument zählen würde? Unter optimalen Bedingungen macht die D700 keine besseren Fotos! Ihre Stärke liegt ganz klar bei ungünstigen Bedingungen.
Enttäuscht bin ich darüber, dass der echte ISO-Wert der D700 erst bei 200 beginnt. Geht man bei der ISO-Einstellung unter die 200 (was ja möglich ist), kommt es zu einem Abfall des Dynamikumfanges. Ganz schlimm ist es bei ISO 100, hier kommt es neben dem Dynamikabfall auch zu Farblichen Veränderungen. Sollte man Situationsbedingt nicht auf einen großen Dynamikumfang angewiesen sein, so ist ISO 125 zu empfehlen. Dieses Rauschen hält sich dafür bis ISO 1600 sehr in Grenzen und ist bis ISO 3200 durchaus vertretbar. Wisst ihr wie man Bilder professionell entrauscht, so werden viele von euren Freunden ein ISO 6400 entwickeltes 10x15 cm Bild nicht von einem ISO 800 unterscheiden können.
Im Vergleich zu den meisten am Markt befindlichen DSLR´s und mit der D90 ist die ISO-Performance überragend. In Zahlen ausgedrückt ca. 4-mal besser! ISO 400 bei der D90 kann man mit ISO 1600 an der D700 vergleichen, ISO 1600 mit ISO 6400. Konkret ist die Körnung des Rauschens bei der D700 wesentlich kleiner bzw. feiner, dies dürfte auch der Grund sein, weshalb die Bilder selbst bei ISO 6400 und höher nicht schwammig werden und die Details sehr gut erhalten bleiben. Testbilder hierzu gibt es hier. Neben dem Luminanzrauschen möchte ich noch das Farbrauschen erwähnen, diese beginnt bereits bei ISO 800 (auch wenn nur sehr gering). Bei der Nachbearbeitung führt dies dazu, dass sich bis ISO 1600 mehr das Farbrauschen als das Luminanzrauschen reduziere. Mit dieser gewonnen Qualität bekommt die Funktion ISO-Automatik bei der D700 eine ganz andere Bedeutung! Bei der D90 hatte ich bereits bei ISO 800 Bauchschmerzen und ich wusste dass die Bildqualität erheblich darunter leiden wird. Doch dieses Problem gehört der Vergangenheit an. Wer seine „Alltagsfotos“ im Format 13x18 Entwickeln lässt, kann bei der D700 ohne schlechtes Gewissen bei der ISO-Automatik den Wert 3.200 eingeben. Bei einer entwickelten Bildgröße von 10x15 ist auch ein Wert von 6.400 gerade noch akzeptabel. Ich persönlich fotografiere, sofern es die Situation es erlaubt mit ISO 125. Leider funktioniert die ISO-Automatik erst ab ISO 200, dazu aber weiter unten mehr! Weiteres schalte die automatische Rauschreduzierung (ab ISO 2000) an meiner D700 auf aus (ist im RAW-Format ohnehin egal). Beim JPEG-Format (was ich nie benutze) würde ich die Rauschreduzierung auf schwach einstellen, da bei alle anderen Einstellungen (für meinen Geschmack) die Bilder sehr weich gezeichnet werden, wodurch mir zu viele Details verloren gehen (speziell bei den Haaren von Personen). Eine korrekte Belichtung ist ja grundsätzlich wichtig. Bei High-ISO jedoch wird diese unumgänglich, da bei einem unterbelichteten Foto das Bildrauschen überproportional steigt (Dunkelrauschen). Mein Tipp: Belichtet eure Bilder mit plus 1/3 – 2/3 bzw. stellt so wie ich in den Individualkonfiguration b6 diese Korrektur als Standardwert ein.
Dieser ist nochmals ein Tick schneller und auch genauer als bei der D90. 51 Messfelder erleichtern die Arbeit auch emens und kombiniert man dies mit dem 3D-Tracking so hat man eine echte Freude daran z.B. Kinder zu fotografieren. Da die Messfeldwahl auf eine Tastenkombination gelegt werden kann (z.b: FN-Taste und Wahlrad), kann man zwischen 9, 21, 51 und 51-3D in wenigen Sekunden umschalten. Zu beachten gilt es allerdings, und das ist entscheidend, die Einstellung a4 Schärfennachf. mit Lock-On! Diese legt nämlich fest wie der Autofokus reagiert. Ich habe hier als Standard OFF (Autofokus reagiert auf jede Veränderung blitz schnell) eingestellt, mir ist aber sehr wohl bewusst, dass dies problematisch sein kann. Sollte ich jemals ein Fußballspiel fotografieren, werde ich diese Einstellung sicher ändern müssen.
Es dürfte bereits allgemein bekannt sein das Nikon eher versucht die Details in den Lichtern zu erhalten, weshalb diese zu einer leichten Unterbelichtung neigen. Bei der D90 habe ich Standardmäßig 0,3 - 0,7 überbelichten müssen, bei der D700 hat sich diese Korrektur verringert (meist 0,5). Genial an der D700 finde ich, wie auch bereits weiter oben beschrieben, die Funktion b6 Feinabst. der Bel.-Messung! Hier kann als Standard eine Überbelichtung bis 1 Blende einstellen und das individuell für die drei verschiedenen Belichtungsmodi´s. Für mich ebenfalls neu ist auch, dass man die Belichtungskorrektur auch nur mit dem vorderen oder hinteren Wahlrad vornehmen (b4 Belichtungskorrektur) kann und nicht wie gewohnt durch das drücken der Belichtungskorrekturtaste und drehen des vorderen Wahlrades.
Satte 2 Bit (also 16.384 Tonwerte statt 4.096 Tonwerte pro Farbkanal) mehr als bei der D90, was die Arbeit nochmals spürbar erleichtert. Da ich meine Aufnahmen gerne etwas Überbelichte um das Bildrauschen so gering wie möglich zu halten, kann ich dadurch noch mehr Details zurück ins Bild holen (ca. 1EV). Ganz neben bei! Wer wie ich auf HDR spezialisiert ist, der wird dies ebenfalls zu schätzen wissen.
Die automatische Vignettenkorrektur ist nur dann zum empfehlen wenn die Bilder ooc (Out of Cam) in den Druck oder in ein Fotolabor gehen. Sie leistet zwar sehr gute Arbeit, jedoch auch nur die halbe! Auch wenn diese aktiviert war musste ich bei der späteren Bildbearbeitung die Vignettierung nochmals nacharbeiten. Weshalb ich letzten Endes diese Korrektur gleich komplett Lightroom überlasse. Hier habe ich die Objektivprofilen (dadurch werden gleich die Verzeichnungen mit entfernt) von Nikon hinterlegt und wenn diese auf automatische Erkennung gestellt ist, kostet mich die Korrektur einen Mausklick.
Mit der D700 bekommt man eine Gerät geliefert, dass sich wirklich in allen Belangen an die Bedürfnisse anpassen lässt. Zu den bereits oben erwähnten Features kommt unter anderem noch die AF-Feinabstimmung, die Möglichkeit verschiedene Aufnahme- und auch Individualkonfigurationen zu erstellen und viele Mehr! Für Individualisten ist die Kamera perfekt und dies setzt sich im Menü fort. So ist es möglich 4 selbst erstellte Profile bei den Individualfunktionen und auch bei den Aufnahmekonfigurationen zu erstellen. So habe ich mir zum Beispiel einen Modus für das Fotografieren von Menschen, Konstruktionen und Studio (Aufnahmefunktionen). Das hin und her wechseln und Kombinieren dieser eigenen erstellten Konfigurationen ist ein Traum und erspart in der Praxis sehr viel Ärger beim Suchen. Die D700 ist ein echtes Chamäleon.
Für den das Fotografieren eine Leidenschaft ist und somit Lebensbegleitend, der wird den Preis angemessen finden. Ich finde, das der Preis von aktuell ca. 1900€ angemessen ist. Man bekommt ein tolles Preis/Leistungsverhältnis und das ist unterm Strich entscheidend. Persönlich glaube ich auch nicht daran, dass der Preis noch viel weiter fallen wird.
Die Komplexipilität der D700 ist die unausweichliche Folge davon, dass man so viele Funktionen in dieser Kamera auf Profiebene vereint hat. Ich würde sie nur jenen empfehlen, die bereit sind viel Zeit in das Kennenlernen und in die regelmäßige Anwendung zu investieren. Andernfalls ist sie nur eine sehr teure Schnappschusskamera.
In diesem Blog möchte ich Euch meine Überlegung, meine Meinung und eben auch meine Erfahrung mit dieser Kamera vermitteln.
Ich werde meine Erfahrungen von der D700 überwiegend mit denen meiner D90 vergleichen und ich denke, dass es sicher nicht wenige Menschen da draußen gibt die genau diesen Vergleich wünschen.